Turku 2021 - Soziale Themen in Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation

21. internationale und interdisziplinäre Jahrestagung des Forschungsnetzwerks Europäische Kulturen in der Wirtschaftskommunikation - European Cultures in Corporate and Business Communication (EUKO/EUCO), Universität Åbo Akademi/Finnland 28.-30.10.2021

Die Rahmenbedingungen für Wirtschaftskommunikation haben sich seit Ausbruch der  COVID-19-Pandemie in vielen Unternehmensbereichen grundlegend verändert. So  unterschiedliche Bereiche wie Mitarbeitendenkommunikation, Diversität am Arbeitsplatz, soziales Engagement, Sicherheitsdenken, Netzwerkgestaltung, Umweltorientierung, Markenführung, PR und Werbung sind seit Ausbruch der letzten Pandemie - teilweise durch unterschiedliche Auslöser - vor bisher nicht geahnte Herausforderungen gestellt worden.

Durch das Prinzip der virtuellen Kontaktwelten bei zunehmender räumlicher und sozialer Bewegungseinschränkung in innerbetrieblichen Prozessen aufgrund von COVID-19 ist die technikgetriebene Kommunikation ins Zentrum von Arbeitsprozessen gerückt. Noch ist nicht überschaubar, welche Folgen die Gesundheitskrise für eine eventuell nachfolgende Wirtschaftskrise in Zukunft haben wird und wie sich dies auf die zwischenmenschlichen Prozesse in Organisationen auswirken wird. Dies zieht die Frage der Gestaltungsprinzipien von interpersoneller Kooperation und der Entwicklung von Mitarbeitendenkommunikation sowohl in kulturell abgesteckten Rahmen wie auch interkulturell über nationale Grenzen in virtuellen Welten nach sich.

Während früher eine grenzüberschreitende Tätigkeit selbstverständlich war, ist mittlerweile die lokale Dimension in der Bedarfsdeckung von Ansprechgruppen wichtig geworden. Hieraus ergeben sich Konsequenzen für z.B. Fragen der Art von Problemlösung oder Nachhaltigkeitseinbettung, die Unternehmen anbieten und kommunizieren. Gleichzeitig gewinnt ein nachhaltiges Konsumentenverhalten verstärkt an Bedeutung. Dies gilt beispielsweise für den Kauf regionaler Produkte, aber auch für Konzepte des «New Work», speziell in den Bereichen Videokonferenzen und Homeoffice.

Weiterhin sind durch soziale und geopolitische Entwicklungen vor und während der COVID-19-Pandemie neue Herausforderungen für das soziale Bewusstsein von Unternehmen sozusagen von außen an Organisationen herangetragen worden. Dies betrifft z.B. ein zunehmendes Interesse an #Me Too-Thematik, an Genderdiversität am Arbeitsplatz sowie auch für Black Lives Matter und andere Fragen der Inklusion und/oder Gleichbehandlung.

Viele Organisationen sehen sich immer mehr zum Um-/Neudenken ihrer wertebasierten Handlungsweisen veranlasst. Das Wohlbefinden im Rahmen einer sich sozial neu definierenden Arbeitsumwelt bringt Handlungsbedarf für Arbeitsgemeinschaften. Daraus ergeben sich auch neue Möglichkeiten für die Selbstdarstellung von Organisationen. Neben innerbetrieblichen Prozessen entsteht nicht zuletzt auch in der PR- und Werbegestaltung die Frage, wie inner- und außerbetriebliche Veränderungen von Wertelandschaften - auch über Kulturgrenzen - an Zielgruppen kommuniziert werden können.

Vor dem Hintergrund ihrer interdisziplinären Forschungsgeschichte lud die EUKO am 28.-30. Oktober 2021 Vertreterinnen und Vertreter aus sowohl Wissenschaft als auch unternehmerischer Praxis zu Vorträgen ein. Neben Verankerungen in Tätigkeitsbereichen der wirtschaftlichen Praxis konnten die Beiträge auch grundlagentheoretische Fragen aus dem oben aufgezeigten Themenspektrum behandeln, wobei die Methodenfrage frei war.

Die obigen Themenfelder konnten als solche oder aus ihren Teilbereichen heraus betrachtet werden; sie konnten aber auch vernetzt und themenübergreifend behandelt werden. Der Kongress begrüßte Beiträge mit unterschiedlichen sozialen Themenverortungen im Bereich der Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation. Besonders willkommen waren auch Beiträge mit interdisziplinärer Spannweite, die sich mit konkreten Bedarfen und Herausforderungen von Kommunikationstätigkeit in, von, über oder mit Unternehmen befassen.

Da die Tagung sich als resultatorientierte Veranstaltung verstand, wurde die Möglichkeit zur Gründung eines internationalen Forschungsprojekts in Betracht gezogen, das sich aus den Beiträgen heraus entwickeln könnte. Dies wurde im Rahmen eines In-Congress-Workshops während der Kongresstage für Interessierte geplant.

 

Themenspektrum der Tagung im Lichte des Rahmenthemas:

  • Neugestaltung von Arbeitsprozessen im Rahmen von COVID-19
  • Entwicklung von Work-Life-Balance
  • Netzwerkgestaltung
  • interpersonelle Diskurse in Organisationen
  • Kommunikation und Kooperation in digitalen Welten
  • unternehmensinterne Kommunikationgestaltung im Zuge der Pandemie
  • kulturelle Implikationen der Kommunikationsgestaltung
  • effektivierte Kommunikation mit Ansprechgruppen
  • Smartworking
  • Möglichkeiten und Herausforderungen im Rahmen von 'New Work'
  • nachhaltige Umwelteinbettung/Umwelteinwirkung von Unternehmen
  • Experten-Laien-Kommunikation in dynamischen Entwicklungen
  • interaktive Neuorientierungen in alten und neuen Medien
  • Entwicklung von Identität und Inklusion in sozialen Gemeinschaften
  • Herausforderungen und Möglichkeiten im Schnittpunkt analoger und digitaler Kontakte
  • textuelle Verfahrensweisen in multidisziplinären Kontexten
  • Entwicklung von Sprachgebrauch und Begrifflichkeiten in beruflichen Domänen
  • Strategien der Verständlichkeits-Steuerung
  • kultursensible Faktoren multimodaler Kommunikationsgestaltung
  • soziale Entwicklungen im Rahmen digitaler Gemeinschaften
  • Einwirkung gesellschaftlicher Einflüsse auf organisationale Kommunikationspraktiken
  • Tendenzen in Marketing, Werbung und/oder PR
  • Rhetorik in der Unternehmenskommunikation
  • Entwicklung von Markenkulturen
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